von Ernst Theis
Thelem 2022, Hardcover in zwei Bänden, 982 S.
Zum erstenmal wird hier ein bislang kaum beachtetes Kapitel in der Mediengeschichte der Musik in der ›Moderne‹ aufgeschlagen. Geschildert wird die produktive und spannungsreiche ›Elektrifizierung‹ der Musik – in Experimenten mit elektrischen Instrumenten und vor allem mit dem neuen Medium ›Radio‹.
Die klassische Avantgarde, ohnehin mit Publikumsverlust und Verlust der traditionellen Konzertpodien konfrontiert, pflegt gleichwohl ihre Zurückhaltung gegenüber so viel ›Modernisierung‹. Zugleich aber verhilft das Radio der ›Klassik‹ zu ungeahnter Breitenwirkung – für viele durchaus verstörend.
Weitgespannte, so hierzu noch nicht geleistete Arbeit mit den zeitgenössischen Quellen ermöglicht eine neue, spannende Erzählung der Radio-Geschichte im Deutschland und Österreich der Aufbruchs- und Krisenzeit nach dem Ersten Weltkrieg. Einblicke öffnen sich in die Programmideen der frühen Radiomacher samt ihrem Gelingen und Scheitern; – in die künstlerischen Spannungsfelder, in die Komponisten gerieten, die sich auf das neue Medium einließen; – in die Spannungsfelder der Radio- Künstlerinnen und -künstler, die nicht gewohnt waren, ohne Publikum zu musizieren; – in Spannungsfelder, in die das Publikum geriet, weil es nicht gewohnt war, die Künstlerinnen und Künstler beim Musizieren nicht zu sehen, und noch mehr, weil man sich nicht vorstellen konnte, dass Musik von irgendwoher gesendet wird und irgendwo gehört werden kann, ohne dass eine Verbindung zwischen Sender und Empfänger besteht; schließlich in die Spannungsfelder der Kommentatoren und Kritiker, die selber das neue Medium und seine Wirkung auf die Menschen nur beobachten und dann aus althergebrachten musikalischen Betrachtungsweisen kommentieren konnten.
Und zudem will sich das Publikum der Radiohörer von seinen unterhaltenden Programmwünschen keineswegs abbringen lassen, müssen die bildungsbürgerlichen Radiomacher dieser Zeit ihre Vorstellungen völlig neu justieren. Dieses Buch führt unmittelbar in die Vorgeschichte der musikalischen Gegenwartskultur, gehe es nun um die selbstverständliche Elektronik in der sog. U-Musik, oder um das sog. E-Segment zwischen Kunstanspruch und Kommerzialisierung.
Pressestimmen
(ORF)
»In den 1920er und 1930er Jahren wurden viele namhafte Komponisten von Rundfunkanstalten beauftragt, Werke für das neue Medium ›Radio‹ zu komponieren. [... ] Viele dieser Stücke sind heute kaum bekannt, manche sind überhaupt verloren gegangen. Seit einigen Jahren gibt es ein Projekt des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) und Deutschlandradio in Kooperation mit der Staatsoperette Dresden, speziell für das Radio entstandenen Werke in der Zeit zwischen 1923 und 1934 neu zu produzieren und als CD-Edition zu veröffentlichen.«
ISBN: 978-3-95908-528-1
(und 978-3-95908-584-7)
64,80 €
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